EDIT 11.06.2025:
Am 12.06.2025 erscheint ein Interview in der Dieburger Zeitung,
am 14.06.2025 im Dieburger Wochenblatt zu meinem Projekt.
Mittlerweile ist der 14.09.2025 und durch die erneute Reha und damit verbundene Zustandsverschlechterung, habe ich es nicht geschafft, weiter zu berichten.
Ich bleib dran, so wie ich kann. Versprochen.
Inhalt:
Es ist nochmals viel Text geworden. Klicke auf einfach auf das Thema, was dich besonders interessiert und du kommst direkt ohne zu scrollen zu dem Absatz.
Projekt „Schöpflis für ME/CFS“
Hauptthema ist die fehlende Differenzierung zwischen Totalverweigerern und ernsthaft erkrankten Menschen um verschärfte Sanktionen zu vermeiden.
ME/CFS ist seit 1969 unter dem ICD G93.3 gelistet.
Auch nach über 50 Jahren gibt es noch keine ausreichende Forschung.
Die Diagnose wird nicht im Medizinstudium gelehrt, vielen Ärzten ist sie unbekannt.
Wie soll ein Sachbearbeiter entsprechende Entscheidungen treffen, unterscheiden zwischen der Mensch will oder kann nicht?
Ihm dürfte ME/CFS noch weniger bekannt sein.
Vorweg ein paar grundlegende Informationen.
Wenn du meine „Schöpfli-Aktion“ unterstützenswert findest, darfst du den Beitrag gerne teilen.
Was ist die IST-Situation? Wer bezieht Bürgergeld?
Aus den aktuellen Koalitionsverhandlungen
Meine Sorge – ME/CFS Betroffene fallen wieder durch ein Raster
Nun kommen wir zu meinem Punkt, der mich beschäftigt und den auch Helena Steinhaus geäußert hat
ZDF - Zahlen, Daten, Fakten
Bürgergeld – aktuelle Verhandlungen und Ergebnisse
Die finanzielle und existentielle Situation von Menschen mit ME/CFS, Post Covid und anderen chronischen Erkrankungen im Zuge der Planungen zu Bürgergeld der zukünftigen Bundesregierung sind gefährdet.
„Die Bedingungen werden verschärft: Jeder Arbeitslose muss sich „aktiv um Beschäftigung“ bemühen, heißt es.
Sanktionen sollen „schneller, einfacher und unbürokratischer“ umgesetzt werden.
Wer nachhaltig Arbeit verweigert, dem soll die Leistung „vollständig“ entzogen werden – unter Wahrung der Karlsruher Rechtsprechung. Vermögen wird weniger geschont als bisher.“
Quelle: Zeit-Online
Aha. Man hat Zeit seines Arbeitslebens vorgesorgt, sei es in ETFs usw. um im Alter ein auskömmliches Leben zu haben.
Es wird ja immer wieder propagiert: Sorge privat für deine Rente vor.
Nun soll das ersparte Vermögen für das Alter zukünftig noch weniger geschont werden?
Altersarmut, ich höre dich noch lauter rufen.
Einerseits soll Mensch vorsorgen, tut er es und kommt aus gesundheitlichen Gründen in die Situation staatliche Unterstützung zu beziehen, wird es „aufgefressen“, weil es zuerst verwendet werden soll, bevor die neue Grundsicherung gezahlt wird.
Was denn nun? Spare ich indirekt auch dafür? Wenn ich unverschuldet in eine Notlage komme, dass ich mein Erspartes vorrangig aufbrauchen muss.
Es sollte einen Unterschied bei der Vermögensbewertung geben.
Was sind die Gründe, warum ein Mensch die zukünftige „Neue Grundsicherung“ bezieht.
Pflegt er Angehörige, hat er keine Lust oder eine schwere Erkrankung?
Die Frage aller Fragen
Wer kann den Betroffenen zusagen, dass sie keine Sanktionen erhalten, weil sie eine Diagnose haben, die es seit einem halben Jahrhundert gesichert gibt, und doch so wenig bekannt bei den Behandlern und Entscheidern ist?
Wie soll das ein Sachbearbeiter wissen, wenn Aussagen von Frau Prof. Scheibenbogen und anderen Experten medial in Frage gestellt werden.
Woran bindet er seine Entscheidung?
Glaubt er dem einen oder der anderen?
Aufklärung ist unendlich wichtig.
Sie sollte aus meiner Sicht auch bei der Agentur für Arbeit und dem Job Center nachhaltig betrieben werden.
Dort wird nach der Aussteuerung über die zukünftige Existenz entschieden.
Genau darum geht es mir und meinen Schöpfli-Projekt.
Was ist die IST-Situation? Wer bezieht Bürgergeld?
Quelle: MoMa der ARD vom 28.03.2025
Gesprächspartner: Lutz Manic – Geschäftsführer JC Berlin Mitte
Laut Herrn Manic sprechen wir von 5,4 Mio Leistungsbeziehern.
1,5 Mio sind Kinder und Jugendliche
2,0 Mio sind in Aus- und Weiterbildung, Aufstocker oder pflegende Angehörige
1,9 Mio Menschen davon sind arbeitslos.
Viele haben gesundheitliche Einschränkungen oder andere Gründe, warum sie aktuell es nicht in den ersten Arbeitsmarkt zurückschaffen.
Wieder die Frage:
Wer kann all den vielen Betroffenen zusagen, dass sie keine Sanktionen erhalten, weil sie eine Diagnose haben, die es seit einem halben Jahrhundert gesichert gibt, und doch so wenig bekannt ist?
Übrig bleiben ca. 16.000 Kunden des JC.
Wegen 16.000 Menschen von 5,4 Millionen wird alles Bisherige in Frage gestellt, existentielle Ängste geschürt, Sanktionen verschärft.
Wegen 16.000 von 5,4 Mio Bürgergeldbeziehern wird dieses Fass aufgemacht und für Verunsicherung gesorgt.
16.000! Das ist ein Mini-Bruchteil, ein kleiner Pups.
Aus den aktuellen Koalitionsverhandlungen (Stand 01.04.2025 – kein Aprilscherz)
„Künftig müssen sich Bürgergeld-Beziehende auf deutlich strengere Regeln und mehr Druck einstellen. Denn nach dem aktuellen Stand der Koalitionsverhandlungen kann sich die Union mit den Forderungen zur neuen Grundsicherung durchsetzen – inklusive der vollständigen Streichung des Regelsatzes. Damit leitet die mögliche neue Große Koalition die Abkehr vom Bürgergeld ein.“
Weiter
„Bei Fehlverhalten der Bürgergeld-Beziehenden sollen die Jobcenter „schneller, einfacher und unbürokratischer“ Sanktionen verhängen können. Herzstück ist dabei die vollständige Kürzung der Zahlungen. „Bei Menschen, die arbeiten können und wiederholt Arbeit verweigern, wird ein vollständiger Leistungsentzug vorgenommen“, erklären CDU, CSU und SPD.“
Eigener Kommentar: Das Wort Herzstück ist einfach ohne Worte.
Aktuelle Sanktionsmöglichkeiten:
Meldeversäumnisse -> Minus 10 % für den ersten Monat
Ablehnung von Jobs -> Minus bis zu 30 % für 3 Monate
Sogenannte Härtefälle -> Minus 100 %, somit komplette Streichung des Bürgergeldes für max. 2 Monate
Wobei sich mir nicht erschließt, was ein Härtefall ist und auch nicht erläutert wurde.
In den aktuellen Koalitionsverhandlungen wird über weitere Verschärfungen verhandelt.
Wie bitte? Es wird um das Existenzminimum von Menschen verhandelt?
Das ist weder sozial noch christlich.
Natürlich können Kunden des JC Beschwerde gegen die Sanktionen einlegen.
Sogar bis zum Verwaltungsgericht klagen.
Was ist bis dahin? Zusätzliche emotionale, psychische und existentielle Belastungen.
Meine Sorge - ME/CFS Betroffene fallen wieder durch ein Raster
Und dafür häkele ich die Schöpflis. Um genau darauf Aufmerksam zu machen, auch wenn es mich aktuell nicht betrifft.
Eine Rechnung
Betroffene können sich von dem wenigen Geld hilfreiche Medikamente nicht mehr leisten, die sie sich sonst mühsam vom Mund absparen.
563,00 € monatlich. Aus diesem Betrag muss auch der Haushaltsstrom bezahlt werden.
Wenn ich Bürgergeld beziehen würde, wäre das in meinem Fall 64,00 € für Haushaltsstrom, der davon abgeht. Ich bin sparsam und habe eine Mini-Wohnung.
Übrig blieben 499,00 € für Lebensmittel, Medis, Telefon, Internet usw.
Versicherungen pfft, wer braucht die schon.
Mit ME/CFS gehen meist Lebensmittelintoleranzen einher.
Lactose-, glutenfreie Produkte sind sehr viel teurer.
Ich lebe auf dem Land, ÖPVN kann man hier vergessen.
Das bedeutet: Versicherung, TÜV, Kraftstoff, Werkstatt und Steuer für mein
18 Jahre altes Auto müssen daraus ebenfalls finanziert werden.
Eine Waschmaschine darf nicht kaputt gehen.
Ja, man kann ein Darlehen dafür bekommen.
Was die restlichen 499,00 € weiter schmälert, wenn man es zurückzahlt.
Menschenwürdig ist anders.
Krankheiten sucht sich niemand aus.
Nun kommen wir zu meinem Punkt, der mich beschäftigt und den auch Helena Steinhaus geäußert hat
Alle folgenden Aussagen von Frau Steinhaus treffen uneingeschränkt auch auf Betroffene mit ME/CFS, Post Covid, Fibromyalgie usw. zu.
Alle drei Diagnosen haben nicht die Akzeptanz, die sie haben sollten,
da sie überwiegend stigmatisiert werden.
Ich spreche von weit über 600.000 Menschen in Deutschland mit Post Covid,
Post Vac, ME/CFS oder anderen chronischen Erkrankungen, die es oft
(manchmal gar nicht, je nach Schweregrad) nicht möglich machen,
Termine wahrzunehmen.
Viele leben allein und können sich weder begleiten noch fahren lassen.
Gleichzeitig ist es eine spezielle Situation.
Obwohl es für ME/CFS seit 1969 einen ICD (G93.3) der WHO gibt.
G93.3 fällt unter neurologische Erkrankungen.
Der Großteil von Leistungsträgern, (Reha)Kliniken, Behandlern usw. kennt entweder die Diagnosen gar nicht oder sie werden psychologisiert und stigmatisiert.
Letztes bedeutet meist, plump ausgedrückt:
„Rappel dich einfach auf. Du willst ja auch Geld.“
Helena Steinhaus von sanktionsfrei.de sagt:
„Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es vor allem Menschen trifft, die Care-Arbeit und Erziehungsarbeit leisten und sich angebotene Jobs nicht mit diesen Verpflichtungen übereinstimmen lassen“, sagte die Sanktionsfrei-Geschäftsführerin.
„Außerdem werden auch psychisch und physisch Kranke davon betroffen sein. Menschen, die Angststörungen oder Depressionen haben und ihre Post nicht öffnen können, oder für die allein der Gang zum Jobcenter ein Spießrutenlauf ist.“Zwar erklären Union und SPD im Ergebnispapier zur Grundsicherung, bei Sanktionen „die besondere Situation von Menschen mit psychischen Erkrankungen berücksichtigen“ zu wollen.
Doch überhaupt offiziell diesen Status zu bekommen, ist laut Steinhaus schwer: „Gerade bei psychischen Krankheiten fehlt es auch oft einige Zeit an einer verlässlichen Diagnose oder der Möglichkeit hierzu, sodass der Zusatz, dass psychisch Kranke geschont bleiben sollen, gar nicht eingehalten werden kann.“
Eine Folge sei die Annahme von Jobs, „die dann ganz schnell wieder aufgegeben werden, weil sie sich nicht mit der Lebenssituation vereinbaren lassen“.
Das kann ich sofort unterschreiben, weil ich genau das gemacht habe.
Ich habe Jobs angenommen, mit weitreichenden gesundheitlichen Konsequenzen und einer dauerhaften Zustandsverschlechterung.
Es ist „nett“, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen und ihre Situation berücksichtigt werden sollen. Was ist mit den Beziehern, die andere schwere Diagnosen haben?
Noch mal die Frage aller Fragen:
Wer kann all den vielen Betroffenen zusagen, dass sie keine Sanktionen erhalten, weil sie eine Diagnose haben, die es seit einem halben Jahrhundert gesichert gibt, und doch so wenig bekannt ist?
Das betrifft auch Familien, bzw. Eltern, die ihre Kinder betreuen und pflegen.
Das kann zu einem 24/7 Job je nach Schweregrad werden.
Arztaussagen - medical gaslighting und die Folgen
In einem anderen Beitrag habe ich bereits darüber geschrieben.
Wenn Behandler und „fachkundige“ Entscheider nach wie vor die Einstellung haben, dass es ME/CFS und Long Covid nicht gibt und sie es in den Medien unkommentiert kommunizieren dürfen:
Wie soll ein Sachbearbeiter, der über meine Existenz entscheidet, es „besser“ wissen?
Wer kann den Betroffenen zusagen, dass sie keine Sanktionen erhalten, weil sie eine Diagnose haben, die es seit einem halben Jahrhundert gesichert gibt, und doch so wenig bekannt ist?
Vor allem, wenn
„Sie sehen zu gut aus. Sie können nicht krank sein. Ein bissel mehr Sport und frische Luft hilft ungemein.“
„Ihre Blutwerte sind top, das ist etwas psychologisches.“
„Jeder fühlt sich mal unwohl. Wenn das länger dauert, schreibe ich Ihnen ein Antidepressiva auf.“
„Corona und die Lockdowns schlagen auf die Psyche. Das haben gerade viele Patienten.“
Beim Gutachter:
„Ich merke, wenn sich jemand die Rente erschleichen will.“
„Ihre Unterlagen und Befunde habe ich mir nicht angesehen. Da hätte ich ja meine Zeit vergeudet, wenn Sie nicht erschienen wären.“
„Ihre Hausärzte haben die Diagnose gestellt? Das ist fachfremd und zählt nicht.“
Mir wurde meine ehrenamtliche Tätigkeit für das ME/CFS Portal negativ ausgelegt.
Mal so unter uns: Machste nix, isses net gut für die Psyche, machste was, biste net krank und kannst schaffe gehen.
In diesem Beitrag waren sicher sehr viele Emotionen, obwohl mich das Thema aktuell nicht betrifft.
Nur genau ist das das Leben, der Alltag mit ME/CFS, einer Diagnose die nach über 50 Jahren immer noch stigmatisiert, in Frage gestellt wird.
Die Pläne der Koaltion sind unsozial.
Das darf nicht schweigend hingenommen werden.
Hier Teil 1 meiner Geschichte und bitte behaltet eventuelle Fehler. 😉
Die Neue Grundsicherung – was bedeutet das für ME/CFS Betroffene
Mein Leben und Alltag mit ME/CFS
Anjas Gedanken – sie verschwindet
Heikes Geschichte, Erfahrungen und Erlebnisse
Schreib mir gern, was du so erlebt hast an schreibela@meelas-welt.de
Weiterführende Infos und Links:
Du bist betroffen oder Angehörige?
Das ME/CFS Portal und ihre Social Media Gruppen sind sehr hilfreich